Wunderschönes Frühlingswetter!

So sehr ich mich drüber freue, dass ich auf meinem Balkon sitzen kann, meine Tomaten sich auch draußen schon richtig wohl fühlen und wir den ganzen Tag Fenster und Türen offen lassen können, weiß ich doch auch, dass es viel zu trocken ist und das schon das dritte Jahr.

Das ist natürlich mittlerweile allen bekannt. Mich beschäftigt in dem Zusammenhang viel mehr die auf morbide Weise faszinierende Tatsache, dass wir oft übersehen, dass das nur ein Teil davon ist, wie sich unsere Welt grade verändert. Gerade in den letzten zehn, zwanzig Jahren konnte man das eigentlich schon kommen sehen.

Gleichzeitig hat sich aber so eine Kultur etabliert, die davon überzeugt zu sein scheint, dass die Welt, wie wir sie kennen, in dieser Form selbstverständlich ist und immer so sein muss, dass alles irgendwie kontrollierbar und wenn nicht das, dann doch wenigstens reparierbar ist. Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass die Vorstellung, das Leben könnte eigene Wege gehen, fast schon unanständig ist. So toll die Idee vom positiven Denken im Grunde war (und eigentlich noch ist), hat sich das irgendwie pervertiert in diesen Vorstellungen, jede/r könnte immer alles beeinflussen, wenn er/sie sich nur genug bemüht, konzentriert, anstrengt und was-weiß-ich-sonst-noch.

Dabei sehen wir, wie sich die Umwelt verändert, zum Teil durch unsere Einflüsse, aber es gibt Erdbeben, Felsstürze, Frost im Frühling und all die Dinge, die es immer schon gab. Auch im persönlichen Bereich gibt es unvorhergesehene Glücks- oder Unglücksfälle, von außen verursachte Veränderungen. Und jetzt kommt dieser Virus daher und legt quasi die Welt lahm.

Nein, ich bin nicht der Meinung, dass uns das was sagen soll oder dass es für irgendetwas von Bedeutung ist oder ein Zeichen oder was auch immer sich jemand zu diesem Thema ausdenken könnte.

Aber ich halte es für eine gute Gelegenheit, damit aufzuhören, alles, was mal nicht so läuft, als persönliche Kränkung aufzufassen und sich daran zu erinnern, dass es immer mal passieren kann, dass sich das Leben von heute auf morgen dramatisch verändert und dass es eine Illusion ist, dass alles planmäßig und kontrollierbar ist.

Das könnte uns dann vielleicht auch wieder dankbarer machen für das Gute im Hier und im Jetzt.

a.